August Sander, der Urvater der sachlichen Fotografie, hat einmal zu seiner Arbeitsweise gesagt: "Wenn ich nun als gesunder Mensch so unbescheiden bin, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und nicht wie sie sein sollen, so möge man mir diese verzeihen, aber ich kann nicht anders."
Das Ausloten von Charakteren, die Neugier auf alles, was Menschen beschäftigt, auf alles was Menschen tun, bestimmt auch Susanne Hollaenders Arbeiten. Es gelingen ihr Fotos, die in ihrer scheinbaren Simplizität einen ästhetischen Wert erlangen. Man fühlt sich erinnert an die Poetik der Einfachheit Peter Handkes. Das scheinbar Banale, Simple, Alltägliche wird erhöht zur Kunsthaftigkeit. Denken wir an die Szene in der Stunde der wahren Empfindung, in der dem Sinn und Orientierung Suchenden Gregor Keuschnig drei einfache Dinge, die vor ihm auf dem Boden liegen zu Symbolen werde. Der Anblick eines Kastanienblattes, einer Kinderzopfspange und eines zersplitterten Taschenspiegels verändert sein Leben.
Die Ästhetisierung des Einfachen zeigt sich deutlich in Susanne Hollaenders Arbeiten. Normalität wird zu Gegenstand der Kunst. Gerade in unserer auf Schnelligkeit getrimmten Wahrnehmung regen diese Fotos zum Innehalten an. Sie erfordern neue Sehgewohnheiten, abseits einer sich mehr und mehr ausgebreiteten Spektakelkultur. Es sind stille Fotos, die die Menschen zeigen, wie sie sind. MENSCHEN UNTERWEGS.
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